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Von Dorfschultheißen zu Bürgermeistern - Heimat- und Geschichtsverein Heuchelheim-Kinzenbach e.V.

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Von Dorfschultheißen zu Bürgermeistern

Nach der neuen Hessischen Gemeindeordnung von 1821 wurden die bisherigen Dorfschultheißen durch Bürgermeister abgelöst. Erster Heuchelheimer Bürgermeister wurde am 15. Mai 1822 Johann Wilhelm Neidel, geboren 1797. Er wurde mehrfach in seinem Amt bestätigt und war auch am Darmstädter Hof bekannt, und wenn der Großherzog ins Hinterland zur Jagd zog, traf er bei der Durchfahrt meist mit Bürgermeister Neidel zusammen. In den Revolutionsjahren um 1848 wurde der konservative Neidel nicht wieder gewählt und Andreas Steinmüller wurde neuer Bürgermeister. Nachdem sich die alter Kräfte wieder durchgesetzt hatten, ging Andreas Steinmüller mit Familie nach Amerika. Als Nachfolger wurde Andreas Römer gewählt, der jedoch Anfang 1856 zurücktrat. Es wurde dann Johann Wilhelm Neidel nochmals zum Bürgermeister ernannt und er blieb bis 1865 im Amt. Dies war vor 160 Jahren. Insgesamt war Johann Wilhelm Neidel 27 Jahre Bürgermeister in Heuchelheim. Er hatte seinen Wohn- und Amtssitz in der Brauhausstr. 21 (später Haus Waldschmidt) und betrieb dort außerdem eine Gastwirtschaft mit Saal, damals bekannt als ,,Borjermästersch Wirtschaft".

Sein Nachfolger wurde 1865 der Landwirt Philipp Jung, der bis 1883 im Amt blieb und seinen Wohn- und Amtssitz in der Bachstr. 33 hatte. Nachfahren waren Landwirt Ernst Heinrich Jung (Junge-Hennrichs-Ernst) und dessen Kinder Reinhold, Herta und Erwin. Das damalige Fachwerkhaus Bachstr. 33 wurde in den Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts durch einen Neubau ersetzt. Ernst Heinrich Jung betrieb nebenbei ein Fuhrgeschäft und fuhr auch mit seinem Pferd als Einspänner den Leichenwagen, bis nach dem Kriege der Transport der Toten auf diese Art eingestellt wurde.

Nachfolger von Philipp Jung im Bürgermeisteramt wurde von 1883 bis 1901 Jakob Kreiling, der seinen Wohn- und Amtssitz in der Brauhausstr. 23 hatte. Später betrieb Franz Volkmann dort von 1930 bis nach dem Krieg ein Installations-Geschäft. Das Haus wurde in den 70-er Jahren abgebrochen. Es entstand dort ein neues Haus, in dem heute ein Zahnarzt seine Praxis hat.

Georg Kreiling, geb. 1866, wurde im Jahre 1901 einstimmig zum Bürgermeister der Gemeinde Heuchelheim gewählt. Er folgte in diesem Amt seinem Vater Jakob Kreiling, der vorher 18 Jahre lang die Bürgermeistergeschäfte versehen hatte. Georg Kreiling setzte die sogenannte ,,Scholze"-Linie (mundartlich für Schultheiß) fort, die dem Dorf seit 1777 nicht weniger als 5 Schultheißen bzw. ab 1821 Bürgermeister gestellt hatte. Als Georg Kreiling 1901 das Amt von seinem Vater übernahm, wurde die Bürgermeisterei von dessen Wohnhaus Brauhausstr. 23 in sein neues Wohnhaus Wilhelmstr. 27 verlegt. Georg Kreiling starb nach 30 Jahren Amtstätigkeit in 1931 mit 65 Jahren an einem Schlaganfall.

Bei der Bürgermeisterwahl in 1931 setzte sich der bürgerliche Friedrich Karl Rinn durch. Dieser richtete die Bürgermeisterei, nicht wie davor in Heuchelheim üblich, in seinem Wohnhaus Gießener Str. 42 ein, sondern verlegte diese in das bereits 1894 errichtete Mehrzweckgebäude Brauhausstr. 26, wo sich vorher Schulräume befanden. Das Gebäude Brauhausstr. 26 wurde dann als Bürgermeisterei oder Rathaus bezeichnet.

Die Schultheißen- und Bürgermeisterentwicklung in Kinzenbach bleibt einem weiteren Ortschronik-Bericht vorbehalten.

Die nachstehende Zeichnung von Rudi Hofmann zeigt das Wohn- und Amtshaus des Bürgermeisters Jakob Kreiling (1883-1901) in der Brauhausstr. 23, abgerissen und heute Arztpraxis in einem Neubau.


Heimat- und Geschichtsverein Heuchelheim-Kinzenbach e.V. Arbeitskreis Ortsgeschichte
Online seit dem 27.12.2020
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